Fixer im Krieg Die unsichtbaren ortsansässigen Journalist:innen ausländischer Medien

Von Maryna Grytsai | Sie werden selten als Mitglied journalistischer Teams erwähnt, aber ihr Beitrag zur Auslands- und speziell zur Kriegsberichterstattung ist enorm – auch jetzt in der Ukraine. Die sogenannten Fixer:innen sind Ratgeber und »Führer« (guides) der Auslandskorrespondent:innen; sie helfen diesen, sich in einem fremden Land, einer anderen Sprache und Kultur zurechtzufinden. Zugleich sind sie oft am wenigsten geschützt. Zu den jüngsten Fällen, die das zeigen, gehört der Tod des ukrainischen Journalisten-Fixers Bohdan Bitik, der in Cherson mit einem Korrespondenten der italienischen Zeitung La Repubblica zusammenarbeitete. Nicht nur dieser Fall wirft Fragen auf: Unter welchen Bedingungen arbeiten Fixer, wie ist ihre Arbeit geregelt? Was gehört zu ihren Aufgaben und (wie) werden ihre Rechte geschützt? Der Beitrag sucht Antworten darauf und präsentiert Einschätzungen von Journalist:innen und Medienexpert:innen.

Wie Sprach-KI die Journalismusausbildung verändern kann Ein Werkstattbericht

Von Gabriele Hooffacker | Was generative Sprach-KI leisten kann und wird, ist in Ansätzen zu erkennen. Den Journalismus, den »Beruf zur Öffentlichkeit« (Pöttker 2010), wird sie verändern. Wie sieht Journalismus-Lehre unter diesen Bedingungen aus? Welche Kompetenzen sollten vermittelt werden, welche Kenntnisse und Fähigkeiten konkret? Anstelle einer theoretischen Abhandlung versucht dieser Essay eine Annäherung über eine gemeinsame Erkundung des Themas mit Studierenden. Er gibt einen Werkstattbericht, formuliert mögliche Lernziele für Studierende wie für Lehrende und ermutigt dazu, über erforderliche Kompetenzen für den Beruf zur Öffentlichkeit nachzudenken.

Content Creation Eine neue Phase des Journalismus?

Von Gabriele Hooffacker | Neben die klassischen Anbieter von Nachrichten und Journalismus sind neue Akteure getreten, die mit Begriffen wie »Influencer« oder »Content Creatoren« beschrieben werden. Während unter der Stellenbeschreibung »Content Creator« meist Berufe aus dem Umfeld des Content-Marketing verstanden werden, finden sich unter den erfolgreichen Content Creatoren solche mit journalistischem Anspruch, die auch entsprechend rezipiert werden. Am Beispiel des »Computerspiele-Journalismus«, der in den 1990er- und 2000er-Jahren in Printmedien betrieben wurde, zeichnet Hooffacker Entwicklungsphasen nach, die auch für andere journalistische Themen und Ressorts vorstellbar sind.

(M)ein idealer Schrebergarten Kommunikationswissenschaft auf Besuch bei der Medienregulierung

Von Roger Blum / In den Gremien der Medienregulierung – in Presseräten, Rundfunkräten, Fernsehräten, Publikumsräten, Medienräten – und in den Medien-Ombudsstellen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz wirken absurd wenig Fachleute aus der Kommunikationswissenschaft und dem Medienrecht mit. Das ist ein Mangel. Kenntnisse der Grundrechte und des Medienrechts, der Medienethik, der Journalistik, der Medienstrukturen und der Medienwirkungsforschung helfen, sinnvolle Lösungen zu finden.

Das Elend mit den Bildern Quellenanalyse und Faktenprüfung in Kriegszeiten

von Peter Welchering / Fotos und vor allem Videos werden im hybriden Krieg zur Waffe, Bildmaterial wird gnadenlos gefälscht. Deshalb ist es für Journalist*innen wichtig, grundlegende Kenntnisse der Quellenanalyse und bildforensischer Methoden zu haben. Damit kann man zwar keine Kriegsverbrecher*innen überführen, aber es können durchaus erste Indizien auf Tatzeiten und Tatorte recherchiert werden.

»Für einen Journalisten ist Schweigen ein Verbrechen« Russische unabhängige Medien: Zwischen Verantwortung und Kriegszensur

von Daria Gordeeva / Kurz nachdem der erste russische Panzer über die ukrainische Grenze rollte, zog die Regierung die Zensurschraube fester an. Im Eilverfahren wurden Gesetze beschlossen, die sich gegen angebliche ›Falschinformationen‹ richten und neben hohen Geldstrafen bis zu 15 Jahren Haft vorsehen. Wie schaffen es unabhängige JournalistInnen, unter den Bedingungen der Kriegszensur wahrhaftig und kritisch zu berichten?

Das hybride Hochschulsystem sollte eine differenzierte Honorierungskultur haben Weiterbildungen für die Lehre als Währung

von Marcel Franze / Universitäten und (Fach-)Hochschulen sind Lehr- und Forschungseinrichtungen. Disziplinen wie die Journalistik stehen dadurch mit einem Bein im Feld der Wissenschaft, mit dem anderen im Feld der Berufsvorbereitung und -qualifikation. Besonders deutlich wird dieses hybride Spannungsfeld beim Thema Theorie-/Praxisintegration. Das Hochschulpersonal bekommt in diesem Kontext zu wenig Aufmerksamkeit.

Lasst uns über Utopien sprechen Zur Aktualität der ökologischen Visionen und der Medienkritik in Ernest Callenbachs Ökotopia-Roman

von Gabriele Hooffacker / Utopien erlauben, die Gegenwart aus einer als positiv ange­nom­menen Perspektive aus der Zukunft zu kritisieren. Derzeit dominieren jedoch Dystopien den Diskurs. Am Beispiel von Ernest Callenbachs Ökotopia-Roman von 1975 hat die Autorin die Aktualität einer positiven ökologischen Utopie in der Lehre erprobt: Im Rahmen einer Sommerakademie lasen Studierende Auszüge des Romans und untersuchten ihn auf seine positiven ökologischen Zukunftsvisionen einerseits, auf seine Kritik am zeitgenössischen Mediensystem andererseits.

Frankreichs eigener Murdoch Geld, Medien und Wahlkampf

von Valérie Robert / In Frankreich gab es in den vergangenen Jahren nicht nur einen Umbruch im Parteiensystem, auch die Medienlandschaft veränderte sich. Der Einfluss großer Konzerne und Unternehmer kann dabei die innere Pressefreiheit gefährden und eine politische Bewegung nach rechts verstärken. Der Beitrag analysiert vor dem Hintergrund des einsetzenden Wahlkampfs die aktuellen Entwicklungen auf dem französischen Medienmarkt, insbesondere die Bedeutung des Mischkonzerns TF1 und des Milliardärs Vincent Bolloré.

Konstruktiven Journalismus lehren Wie lösungsorientierter Journalismus als Rollenmodell und Werkzeug zur Journalismusausbildung beitragen kann

von Gabriele Hooffacker / Bringt das Konzept des »konstruktiven Journalismus« Neues für die Journalismuslehre? Der Essay zeigt, dass der Ansatz des konstruktiven Journalismus produktiv und anregend in der Aus- und Fortbildung eingesetzt werden kann. Er hilft bei der Selbstverständigung der Gesellschaft zu Konfliktthemen und entlastet als alternatives Berichterstattungsmuster Journalistinnen und Journalisten. Bei Ereignissen, die als krisenhaft dargestellt werden, kann der konstruktive Journalismus unterschiedliche Lösungswege aufzeigen.