Kooperation trotz Konkurrenz Arbeitsweisen und Konfliktpotenziale in einem investigativen Rechercheverbund

Von Jessica Kunert, Luka Simon und Volker Lilienthal | Die journalistische Zusammenarbeit im investigativen Rechercheverbund von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung in Deutschland wurde im Hinblick auf interne Arbeitsweisen (Arbeitsabläufe und Standards) und mögliche Probleme und Konflikte (Recherche, Ziele und Finanzierung) wissenschaftlich noch nicht untersucht. In diesem Aufsatz wird die Kooperationsform des Rechercheverbundes anhand seiner Strukturen und seines Organisationsgrades analysiert. Es wurden neun Journalist:innen mittels qualitativer Leitfadeninterviews befragt. Die Ergebnisse zu den internen Arbeitsweisen zeigen, dass sich Rechercheteams innerhalb des Verbundes themenbezogen zusammenfinden und dabei in der Arbeitsteilung von den Qualifikationen und Zugängen der anderen profitieren. Dabei sind ein intensiver Austausch und feste Absprachen essenziell. Probleme und Konflikte liegen vor allem in dem unterschiedlich hohen Aufwand der Redaktionen an personellen und finanziellen Ressourcen sowie im hohen organisatorischen Aufwand. Es zeigt sich, dass die Journalist:innen den Verbund insbesondere wegen seiner Themenvielfalt und der hohen Qualität und Quantität der Rechercheergebnisse schätzen. Als Form der Zusammenarbeit zeigt sich der untersuchte Rechercheverbund als Erfolg, der von einer Vielzahl impliziter Regeln getragen wird. Über die internen Strukturen hinaus ist der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung zu diskutieren, der durch die Kooperation zweier öffentlich-rechtlicher Sender und eines privatwirtschaftlichen Mediums aufgeworfen wird.