Innere Pressefreiheit revisited Aktueller Regulierungsbedarf zu Eigentümermacht aus Sicht deutscher Medienjournalist*innen

Von Uwe Krüger, Pauline Köbele, Mascha Leonie Lang, Milena Scheller und Henry Seyffert / Der Fall Ippen/Reichelt brachte 2021 das Thema innere Pressefreiheit, das zuletzt in den 1960er und 1970er Jahren breit und kontrovers diskutiert worden war, wieder in das öffentliche Bewusstsein. Eine erneute Debatte über Kompetenzabgrenzungen zwischen Verlagen und Redaktionen und eine Regulierung von Eigentümermacht im Journalismus steht jedoch noch aus. Dieser Artikel zeichnet die Konfliktlinien in der Hochzeit der Statutenbewegung nach und konstatiert über die letzten Jahrzehnte ein Re-Framing der inneren Pressefreiheit vom Instrument der Demokratisierung der Medienhäuser hin zur journalistischen Qualitätssicherung.

Digitale Gegenrevolution, Desinformation und journalistische Einschränkungen in den arabischen Medien

Von Sahar Khamis und Khalid Al-Jaber / Dieser Beitrag zeigt auf, wie autoritäre Regime neue Medien und entsprechende Gesetze und Vorschriften ausnutzen, um gegen Oppositionelle, Aktivist:innen und Journalist:innen vorzugehen, oft unter dem Deckmantel der Desinformationsbekämpfung und unter Einsatz einer Vielzahl von Techniken. Er veranschaulicht auch, wie staatlich orchestrierte Kampagnen mittels neuer Kommunikationsmittel Desinformation rasant verbreiten können, was schwerwiegende politische Folgen und hohe Risiken für Aktivist:innen und Journalist:innen birgt und zugleich Gegenrevolutionen befördert.

Umweltberichterstattung in ukrainischen Medien Ökologie-Wissenschaftskommunikation zur Steigerung des Umweltbewusstseins

Von Olha Harmatiy / Die Sensibilisierung der ukrainischen Bevölkerung für Umwelt-Themen ist notwendig, um den zunehmenden Gefährdungen der Natur zu begegnen. Nachrichtenmedien als Hauptquelle des Umweltwissens und als soziales Forum für die Bildung eines allgemeinen Umweltbewusstseins sind dabei von großer Bedeutung. Forschungsergebnisse belegen, dass Ukrainer*innen ihre Informationen über Umweltthemen hauptsächlich aus den Nachrichten beziehen.

»Radiofrauen in seltsamen Jobs« Die Konstruktion von Frauen in Radioberufen in der U.S.-amerikanischen Fachzeitschrift Broadcasting 1931-1939

Von Stine Eckert / Seit mehr als 90 Jahren ist Broadcasting (heute Broadcasting+Cable) eine der einflussreichsten Fachzeitschriften für die U.S.-amerikanische Radioindustrie. Eine qualitative Textanalyse der Berichterstattung der Zeitschrift von 1931 bis 1939, als das Radio kommerzialisiert wurde, hat ergeben, dass in der Zeitschrift kaum über Frauen geschrieben wurde, die in Radioproduktion und -management arbeiteten. Wenn über Frauen in solchen Rollen berichtet wurde, so wurden sie als Sonderfälle markiert.

Neutralität und Werte im Journalismus Ein theoretisches Konzept aus der Wertesoziologie für die Journalistik

von David Muschenich / Neutralität im Journalismus ist ein häufig gefordertes Ideal und etabliertes Qualitätskriterium. Doch der Begriff wird zurecht als unscharf kritisiert, selbst viele Studien arbeiten mit ungenauen Definitionen. Dabei lässt sich Neutralität sehr wohl von verwandten Begriffen abgrenzen und als eine wertfreie Präsentation der selektierten und recherchierten Themen verstehen.

Ausrangierte Nachrichten Über Nachrichtenvernachlässigung, Agenda Cutting und News Ignorance

von Hektor Haarkötter / Wichtige Nachrichten finden nicht ihre Bestimmung: das politisch interessierte und gesellschaftlich aufgeschlossene Publikum. Der Beitrag stellt die wichtigsten theoretischen Positionen zum bislang wenig erforschten Phänomen des Agenda Cutting dar, präsentiert einschlägige Studienergebnisse und auch eigene empirische Ergebnisse zu innerredaktionellen Entscheidungsfindungsprozessen.

Das große Plus Die Bedeutung von digitalen Routinen und User Experience für digitaljournalistische Angebote von Zeitungsverlagen

von Eva Brands / Konrad Scherfer / Nach dem digitalen Medienumbruch ist eine zentrale ökonomische Notwendigkeit für das Verlagswesen der Aufbau und die Sicherung des Abonnementbestandes. Unter den Bedingungen der Digitalisierung stehen die Verlage mit ihrem Abo-Management vor neuen publizistischen und marketingbezogenen Herausforderungen, denn seit Jahren sinken bei den Zeitungen die Abonnementzahlen und Umsätze. In diesem Beitrag werden Überlegungen angestellt, welche Relevanz in Anbetracht dieser Entwicklung digitale Routinen und Aspekte der User Experience bei der Nutzung von Plus-Angeboten haben.

Ingeborg Bachmann als Journalistin Korrespondentenberichte aus Rom und Radio-Unterhaltung in Wien

von Eva Schmidt / Ingeborg Bachmann war das ›Fräuleinwunder‹ der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Noch heute gilt der ihr gewidmete Ingeborg-Bachmann-Preis als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Weniger bekannt ist, dass Ingeborg Bachmann nicht nur als Dichterin, Erzählerin und Romanautorin, sondern auch als Journalistin tätig war.

Künstliche Intelligenz als Assistenz Bestandsaufnahme zu KI im Journalismus aus Sicht von Wissenschaft und Praxis

von Michael Graßl, Jonas Schützeneder und Klaus Meier / Künstliche Intelligenz ist als Trendwort für automatisierte, kooperative und korrektive Formen von Mensch-Maschinen-Interaktion in Wirtschaft und Gesellschaft angekommen. Es besteht ein Bedarf an Information, Diskussion und Systematisierung – trotz oder wegen fast täglich erscheinender Publikationen zu diesem Thema. Der vorliegende Beitrag versucht, (begriffliche) Ordnung in dieses Feld zu bringen.

Eine Frau im Licht und Schatten von Heimat und Exil Die österreichische Schriftstellerin und Journalistin Hilde Spiel (1911-1990)

von Karin Burghardt / Sie war eine Getriebene, eine Getriebene in zweierlei Hinsicht. Getrieben durch die Zeit, in die sie hineingeboren wurde, aber auch getrieben durch die eigenen, hoch gesteckten Ziele. Schriftstellerin wollte die junge Hilde Spiel werden. »Vierundzwanzig, und noch nichts für die Unsterblichkeit getan«, schreibt sie in ihren Erinnerungen.