Nachruf Trauer um Kenneth Starck (5.9.1934 - 8.1.2023)

Am 8. Januar 2023 ist Professor Ph.D. Kenneth Starck nach einer längeren Zeit physischer Hinfälligkeit im Alter von 88 Jahren in Iowa City gestorben. Die internationale Journalistik trauert um einen Kollegen von hoher Reputation, der wissenschaftliche Analyse und humane Überzeugung mit Engagement für den Journalistenberuf verband. Zu seiner Tätigkeit an der University of Iowa gehörte u. a. die Arbeit als Ombudsmann der in Cedar Rapids, IA erscheinenden Tageszeitung Gazette, die regelmäßig seine Empfehlungen und Erläuterungen zu Beschwerden aus der Leser:innenschaft veröffentlichte.

Nach dem Besuch des Wartburg College in Waverly, IA, dessen Journalistik-Programm er als Jahrgangsbester abschloss, absolvierte er an der University of Missouri in Columbia, MO das traditionsreiche journalistische M.A.-Programm und arbeitete in Memphis, TN als Reporter. Bekannt wurde sein Interview mit Elvis Presley, als der mit einem Highschool-Team Fußball spielte, und sein Bericht von 1963 darüber, wie ein weißer Polizist einen jungen Schwarzen verprügelt hatte. Seinen Ph.D. erwarb er 1968 an der Southern Illinois University in Carbondale, IL mit einer Untersuchung über die Presse in Finnland, wo er zuvor an der Universität von Tampere geforscht hatte.

Ab 1971 setzte er seine akademische Laufbahn zunächst an der University of South Carolina in Columbia, SC fort. 1974 wurde er dann an die University of Iowa in Iowa City, IA berufen, deren 1924 gegründetes, von George Gallup besuchtes und unterstütztes Journalistik-Institut er zwischen 1975 und 1996 mit kleinen Unterbrechungen leitete. Als Direktor gelang es ihm, dem Institut wichtige nationale Akkreditierungen (zurück) zu gewinnen.

Neben seiner zeitweiligen Position als Präsident der Fachgesellschaft der Journalismus-Lehrenden in den USA (Association of Education in Journalism and Mass Communication, AEJMC) sticht seine in den USA nicht selbstverständliche Interkulturalität hervor. Er hat als Fulbright-Professor an chinesischen (1986/87) und rumänischen (1994/95) Universitäten gelehrt und sich nach dem Ruhestand von 2002 bis 2009 als Dekan der Journalistik-Fakultät der Zahed-University in Dubai und Abu-Dhabi engagiert. Über sein Jahr in China mit seiner finnischen Frau Raija hat er ein Buch veröffentlicht: The Dragon’s Pupils: A China Odyssey.

Zu seinen zahlreichen internationalen Engagements gehörte, dass er auch mit dem vergleichsweise kleinen Fach Journalistik in Deutschland von gleich zu gleich kooperiert hat. Im Rahmen der Universitätspartnerschaft hat er sowohl am Dortmunder Institut für Journalistik mit regem Zuspruch gelehrt (WiSe 1999/2000) und Forschungsprojekte bereichert als auch Aufenthalte von Dortmunder Studierenden und Dozenten in Iowa gastfreundlich begleitet. Daraus sind gemeinsame Publikationen hervorgegangen.[1]

Die Gründung der in deutscher und englischer Sprache erscheinenden Fachzeitschrift Journalistik/Journalism Research hat er mit einem Beitrag über aktuelle Probleme der journalistischen Berufsbildung in den USA unterstützt.[2] Darin mahnte er:

»Worin besteht die Aufgabe von Ausbildung? Und welche Rolle spielt dabei die Universität? Solche fundamentalen Fragen umgehen wir zu oft, um stattdessen praktisches Wissen zu betonen, was auf Kosten der Bildung der ganzen Persönlichkeit geht. Journalistische Ausbildung sollte auf Möglichkeiten achten, Männer und Frauen darauf vorzubereiten, ihr Leben lang professionell und als Persönlichkeit zu wachsen. Praxis ist in Ordnung. Aber da sollte mehr sein. Meine Erfahrung sagt mir, dass wir zu selten über die grundlegenden Annahmen nachdenken, auf denen unsere Überzeugungen und Werte beruhen, was umgekehrt unsere Handlungsweisen bestimmt. Wir neigen dazu, uns auf kurzfristige Ziele zu konzentrieren oder lassen uns von der Not des Tages beherrschen. […] Für die längste Zeit ihrer Geschichte war die Journalistik von der Frage beherrscht, wie sich Praxis und Theorie ins Gleichgewicht bringen lassen, was auf den alten Kampf zwischen akademischen und beruflichen Erfordernissen zurückgeht. Es ist unvermeidlich, dass Wissenschaftler und Berufspraktiker darin nicht übereinstimmen. Persönlich meine ich, dass die Trennung von Praxis und Theorie künstlich ist. Wenn man dem bekannten Diktum folgt, dass nichts so praktisch ist wie eine gute Theorie, gehören sie untrennbar zusammen.«

Seine Frau teilt mit, dass sein Todestag auf den Geburtstag des von ihm interviewten, 1935 zur Welt gekommenen Elvis Presley fiel. Damit wirft sie ein Schlaglicht auf den zutiefst journalistischen Sinn des Professors Ken Starck für das allgemeine Publikum.

Kenneth Starck verdient ein ehrendes Andenken – nicht zuletzt in der Journalistik, um von seinem vorbildlichen professionellen Ethos im Journalismus wie in der Wissenschaft zu lernen.

Die Herausgeber:innen

Fussnoten

1 Vgl. etwa: Pöttker, Horst; Starck, Kenneth (2003): Criss-crossing perspectives: Contrasting models of press self-regulation in Germany and the United States. In: Journalism Studies, 4(1), S. 47-64.

2 Starck, Kenneth (2018): Was sagen Sie Ihrer Tochter, wenn sie Journalistin werden will? Zur Zukunft des Journalismus und der journalistischen Berufsbildung in den USA. In: Journalistik/Journalism Research, 1(2), S. 29-50.