Neues Spiel, neue Regeln Eine Untersuchung von redaktionellen Richtlinien für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Newsroom

Von Kim Björn Becker | Mit der Einführung des Sprachmodells ChatGPT hat die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) einen Hype erfahren – auch im Journalismus, dessen professioneller Umgang mit Sprache breite Anwendungsfelder eröffnet. Mit den neuen Möglichkeiten entstehen für Medienorganisationen aber auch Fragen zum Umgang mit KI. Erste Redaktionen haben auf die Herausforderung mit der Veröffentlichung eigener KI-Richtlinien reagiert: Mit ihnen wollen sie klarmachen, nach welchen Prinzipien sie die Algorithmen nutzen. Die Arbeit stellt durch eine vergleichende Untersuchung der Dokumente von sieben internationalen Medien ein grundsätzliches Verständnis dafür her, in welchen Bereichen Redaktionen Chancen sehen und welche Fallstricke sie adressieren. Insgesamt wurden jeweils zwei Organisationen aus Deutschland und den Vereinigten Staaten sowie je eine aus den Niederlanden, Großbritannien und Kanada in die Untersuchung eingeschlossen. Die Auswertung zeigt, dass Nachrichtenagenturen sich eher konziser formulierte Regeln geben, während öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten einen umfassenderen Regulierungsanspruch verfolgen. Dabei setzen die Redaktionen unterschiedliche Schwerpunkte. Während fast alle Medien sich in ihren Leitlinien mit der Kontrolle von KI durch den Menschen sowie Fragen der Transparenz befassen, stehen Anforderungen an vertrauenswürdige Algorithmen weniger im Mittelpunkt. Die Untersuchung zeigt, dass Medien sich zwar bereits mit wesentlichen Fragen der neuen Technik beschäftigen, es in Newsrooms aber noch blinde Flecken beim Umgang mit KI gibt.