von Julia Lück und Tanjev Schultz
Abstract: Die Studie untersucht die Arbeit von Journalisten, die an den Recherchen des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) zu den Panama und Paradise Papers und der Aufdeckung krimineller Finanzaktivitäten auf globaler Ebene beteiligt waren. In einer Online-Umfrage im März 2018 (N=67) wurden Aspekte der Arbeitsabläufe, der Arbeitsteilung, der persönlichen Netzwerke, der Herausforderungen und Hindernisse sowie Bewertungen zu journalistischen Methoden und anonymen Quellen erhoben. Quantitative und qualitative Antworten geben Einblicke in die Mechanismen des globalen investigativen Datenjournalismus. Trotz unterschiedlicher Herkunft (42 Länder, verschiedene Medientypen) haben die Journalisten viel gemeinsam, wenn es um professionelle Normen und Arbeitsabläufe geht. Gleichzeitig stellen die strengen Regeln der Organisation sowie fehlender Zugang zu Material und Wissen die Mitglieder des Netzwerks auch vor Herausforderungen.
Aufgrund politischer Deregulierungen fließen Finanzströme heute weitgehend unabhängig von nationalen Grenzen. Daher scheint die Notwendigkeit eines globalen Watchdog-Journalismus, der die Mächtigen zur Verantwortung zieht, größer denn je zu sein – nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Die technologischen Entwicklungen unterstützen neue Formen des digitalen investigativen Journalismus und ermöglichen es Journalisten, große Mengen an (geleakten) Daten grenzüberschreitend zu verarbeiten und aufzubereiten (Felle 2015). Zwei der bekanntesten jüngsten Beispiele für solche globalen Enthüllungen sind die Panama und Paradise Papers des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ), die Steuervermeidungsstrategien und kriminelle Aktivitäten politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Eliten in vielen Ländern der Welt veröffentlichten (Obermayer/Obermaier 2016; Bernstein 2017; Woodall 2017).
Diese Projekte sind wichtige Beispiele für einen globalen investigativen Datenjournalismus, der Aufmerksamkeit auf grenzüberschreitende Prozesse lenkt und das Entstehen einer transnationalen Öffentlichkeit ermöglicht. Solche Investigativ-Projekte und Organisationen wie das ICIJ sind zudem Beispiele für neue Formen journalistischer Zusammenarbeit, die es Medienunternehmen trotz einer angespannten wirtschaftlichen Situation erlauben, kosten- und zeitintensive Recherchen durchzuführen. Um zu verstehen, wie diese Kooperationen funktionieren, fragen wir: Wie ist die Arbeit in einem transnationalen Netzwerk wie dem ICIJ organisiert? Welche Arbeitsabläufe und Praktiken gibt es? Und vor welchen Herausforderungen und Grenzen steht die Arbeit der ICIJ-Journalisten? Um diese Fragen zu beantworten, kontextualisieren wir zunächst die Arbeit des ICIJ mit der wissenschaftlichen Literatur zum investigativen Datenjournalismus und präsentieren anschließend Befunde einer Online-Umfrage, mit der ICIJ-Journalisten befragt wurden, die an den Panama– und/oder Paradise-Projekten teilgenommen haben. Die Ergebnisse geben einen Einblick in den aktuellen Stand des globalen investigativen Datenjournalismus.
Entwicklungen im investigativen Journalismus
Nach eigenen Angaben ist das ICIJ eine »unique organization« und ein »US-based non-profit […] global network«, in dem »249 of the best investigative reporters from more than 90 countries and territories […] collaborate on groundbreaking investigations that expose the truth and hold the powerful accountable, while also adhering to the highest standards of fairness and accuracy.« (https://www.icij.org/about/ (14. Juni 2019))
Damit positioniert sich das ICIJ klar im Bereich des investigativen Journalismus und betont seine Watchdog-Rolle. Der Begriff des Watchdog-Journalismus ist tief in der westlichen Journalismuskultur verankert (Hanitzsch 2011) und eng mit der Idee verbunden, dass »die Presse« als eine Art Vierte Gewalt im Staat agiert, die die Machthabenden kontrolliert und zur Verantwortung zieht (Ettema 2007; Hampton 2012). Es gibt unterschiedliche Vorstellungen davon, wie der Journalismus dies erreichen kann, wie Starkman (2015) betont, der zwischen »access reporting« und »accountability reporting« unterscheidet: »Access reporting emphasizes gaining inside information about the actions or intentions of powerful actors before they are widely known. […] Accountability reporting, in contrast, seeks to gather information not from but about powerful actors« (Starkman 2015: 10). Investigative Berichterstattung ist ein Beispiel für Accountability Reporting und kann laut Abdenour (2018) durch drei wesentliche Merkmale charakterisiert werden: (1) Es handelt sich um originäre Beiträge, die (2) verborgene Informationen enthüllen, die (3) von öffentlichem Interesse sind.
Im Vergleich zum regulären Nachrichtengeschäft erfordert die investigative Berichterstattung in der Regel mehr Zeit und Ressourcen (Stetka/Önebring 2013) und wird daher oft als wirtschaftlich riskant eingestuft (Abdenour 2018; Hamilton 2016). Mit dem Einbruch der Werbeeinnahmen und einem Rückgang der Zahl hauptberuflicher Journalisten kämpfen viele Nachrichtenorganisationen heute darum, die Qualität ihrer journalistischen Produkte aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig eröffnen digitale Technologien neue Chancen für Journalisten. Sie bieten zahlreiche Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Kommunikation und ermöglichen die effiziente Analyse großer Datenmengen. In diesem Zusammenhang können Organisationen wie das ICIJ dazu beitragen, trotz geringer Budgets in einzelnen Redaktionen aufwändige Rechercheprojekte durchzuführen.
Das Potenzial der vernetzten Gesellschaft für investigativen Journalismus
Die vernetzte Gesellschaft birgt ein großes Potenzial für den investigativen Journalismus (Gearing 2014). Journalisten profitieren von webbasierter Kommunikation in vielerlei Hinsicht: Sie erleichtert das Auffinden von Geschichten, den Kontakt zu Quellen und die Zusammenarbeit mit anderen Journalisten. Diese Möglichkeiten haben den Aufbau investigativer Netzwerke auf internationaler Ebene erleichtert. Die Formen solcher Netzwerke unterscheiden sich voneinander, zum Beispiel nach dem Grad der Organisation und Kontrolle oder dem Grad der Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks (Heft/Alfter/Pfetsch 2017). Nach dieser Unterscheidung ist das ICIJ eine stark strukturierte Organisation mit relativ intensiven Kooperationen. Wie sich das in der praktischen Arbeit widerspiegelt, wird im empirischen Teil dieses Aufsatzes gezeigt werden.
Die journalistische Arbeit solcher internationalen Organisationen und Teams kann dazu beitragen, der Öffentlichkeit die gesellschaftlichen Probleme vor Augen zu führen, die durch die zunehmende internationale Verflechtung mit ihren komplexen Zusammenhängen von Ursachen und Auswirkungen entstehen (Alfter 2017). Die digitale Medienumgebung erlaubt es, die Isolation einzelner, wettbewerbsorientierter Redaktionen zu überwinden und zu einem kollaborativen Modell zu finden, in dem mehrere Redaktionen aus verschiedenen Ländern und Regionen Informationen austauschen und sich gegenseitig helfen, ihre Watchdog-Funktion zu erfüllen (Carson/Farhall 2018). Internationale Netzwerke können dabei besonders für Journalisten aus Ländern mit schwachen journalistischen Strukturen hilfreich sein, zum Beispiel wenn es in einem Land nur sehr wenige investigative Reporter gibt. Teammitglieder mit unterschiedlichem nationalem Hintergrund können Kontextwissen und detaillierte Einblicke für bestimmte Teile der Welt einbringen. Auch die technischen Fähigkeiten können variieren, was zu einer professionellen Arbeitsteilung führen kann (Alfter 2017; Matzat 2016).
Bei der Arbeit in internationalen Teams entstehen allerdings auch Herausforderungen. Unterschiedliche journalistische Kulturen, politische Traditionen und Wirtschaftssysteme prägen die Arbeitsbedingungen und Routinen von Journalisten und können zu unterschiedlichen Wahrnehmungen darüber führen, wie die Arbeit geleistet werden kann oder sollte (Alfter 2017; Higgins Joyce et al. 2017). Darüber hinaus sind der investigative Journalismus und die Watchdog-Rolle eng mit liberalen Mediensystemen verbunden, in denen Pressefreiheit und journalistische Autonomie ausreichend gewährleistet sind (Gerli et al. 2018; Svensson 2016). In vielen Ländern sind Journalisten jedoch mit erheblichen Einschränkungen ihrer Arbeit konfrontiert, beispielsweise durch politische Eingriffe der Verlage, durch staatliche Einflussnahme (z.B. auf Werbung) oder durch die Operationen von Geheimdiensten (Gerli et al. 2018). Die Arbeit unter eingeschränkter Pressefreiheit ist eine große Herausforderung, aber gerade die Teilnahme an internationalen Netzwerken kann dazu beitragen, die durch nationale politische und ökonomische Systeme gesetzten Grenzen zu überwinden oder zumindest abzubauen (Kaplan 2013).
Verbreitung des Datenjournalismus
Eine zweite wichtige Entwicklung ist die rasante Verbreitung des Datenjournalismus und damit verbunden insbesondere die Möglichkeit, auch große Datenmengen zu verarbeiten, zu untersuchen und zu visualisieren (Coddington 2014; Boyles/Meyer 2016; Felle 2015). Für Investigativjournalisten sind besonders solche nicht frei zugänglichen bzw. ursprünglich geheim gehaltenen Daten interessant, die von Whistleblowern oder Hinweisgebern stammen und von hoher gesellschaftlicher Relevanz sind (Wahl-Jorgensen/Hunt 2012). Die Verwendung solcher Daten hat für investigative Reporter gewisse Vorteile. Woodall (2017) argumentiert, dass Journalisten in der Regel stark von offiziellen Quellen abhängig sind, was ihre Autonomie gefährden kann. Woodall spricht von »Media Capture«: Journalisten könnten Informationen zurückhalten oder weniger kritisch berichten, weil sie nicht mit ihren Quellen (z.B. aus politischen Kreisen) in Konflikt geraten wollen. Woodall betrachtete die drei »Megaleaks« der vergangenen Jahre von Chelsea Manning (und WikiLeaks), Edward Snowden und John Doe (Panama Papers) genauer. Sie kam zu dem Schluss, dass diese Leaks in der Lage waren, diese Form von »Media Capture« zu durchbrechen, weil durch die Datenleaks die Abhängigkeit von offiziellen Quellen zurückging. Die Panama Papers folgten einem Leak von 11,5 Millionen Dokumenten aus einer anonymen Quelle, die sich im Jahr 2015 der Süddeutschen Zeitung anvertraute. Die Paradise Papers basierten auf einem weiteren Leak von 13,4 Millionen finanziellen und rechtlichen Dokumenten an die Süddeutsche Zeitung im Jahr 2016.
Im redaktionellen Alltag basieren datenjournalistische Projekte nicht auf solchen außergewöhnlichen Leaks, sondern stützen sich auf deutlich kleinere Datensätze, die oft aus amtlichen Quellen stammen (Stalph 2017). Allerdings zeigen beispielsweise Castell et al. (2018), dass viele Datenjournalisten stark innerhalb einer breiteren Datengemeinschaft engagiert sind und sie sich vielfältiger Quellen und Expertisen bedienen. Sie arbeiten mit Fachleuten außerhalb des Journalismus (wie Wissenschaftlern und Softwareprogrammierern) zusammen und stehen in regelmäßigem Kontakt mit Journalisten anderer Medienorganisationen. Datenjournalisten leisten dadurch einen wichtigen Beitrag zu aktuellen Entwicklungen in den Bereichen journalistischer Netzwerke und neuer Formen kollaborativer Newsroom-Arbeit.
Unsere Studie leistet einen Beitrag zu verstehen, wie internationale Netzwerke wie das ICIJ funktionieren und wie sie einen hochwertigen investigativen Datenjournalismus ermöglichen. Wir werden insbesondere darauf eingehen, wie die Arbeit in verschiedenen Teams organisiert ist, welche Netzwerke innerhalb des größeren Netzwerks gebildet werden, welchem Zweck sie dienen und mit welchen Herausforderungen die Journalisten bei ihrer Arbeit konfrontiert sind.
Methode
Wir haben eine Online-Umfrage unter Journalisten der ICIJ-Mailingliste durchgeführt, die an den Panama und/oder Paradise Papers gearbeitet haben. Journalisten, die an diesen Projekten mitgewirkt haben, mussten nicht unbedingt offizielle Mitglieder des ICIJ sein. Die Mailinglisten enthielten daher mehr Personen als die tatsächliche Anzahl von ICIJ-Mitgliedern. Die Studie wurde vom 13. März bis 10. April 2018 auf der Plattform soscisurvey.de durchgeführt. Die erste Einladung zur Teilnahme wurde von der ICIJ-Zentrale in Washington D.C. weitergeleitet, die unser Anliegen unterstützte. Zwei Erinnerungen wurden über Mitglieder der Mailingliste verschickt, die den Autoren persönlich bekannt waren.
Der Fragebogen wurde in zwei Teile gegliedert. Ein Teil betraf Bewertungen und Einstellungen und war anonym. Im anderen Teil war eine namentliche Identifikation erforderlich, weil es um persönliche Netzwerke ging. Der erste Teil umfasste den persönlichen und beruflichen Hintergrund der Journalisten, Arbeitsteilung, Arbeitsabläufe, Einschätzungen über Herausforderungen und Grenzen ihrer Arbeit sowie wahrgenommene Bedrohungen und Belästigungen (offene Fragen). Aus dem Projekt »Worlds of Journalism« (Hanusch/Hanitzsch 2017) wurden Fragen zu Rollenwahrnehmungen sowie Einstellungen zum Umgang mit Quellen, ethischen Standards und Recherchemethoden abgeleitet bzw. übernommen. Mehrere Fragen erlaubten offene Texteingaben, nicht nur zu Bedrohungen und Belästigungen, sondern auch für Gedanken über Leaks und Quellen. Wir verwenden diese qualitativen Antworten, um die quantitativen Daten zu kontextualisieren und Äußerungen zu zitieren, die typische oder spezielle Aspekte der erfragten Themen veranschaulichen.
Der zweite Teil des Fragebogens war über einen externen Link am Ende des ersten Fragebogens erreichbar. In diesem Teil wurden die Personen gebeten, sich selbst mit Namen, Land und Medienorganisation zu identifizieren und dann bis zu fünf Personen zu benennen, mit denen sie während der Recherchen zu den Panama/Paradise Papers eng zusammengearbeitet haben. Die Befragten wurden auch gebeten, jedem Benannten Herkunftsland und Medienorganisationen zuzuordnen und anzugeben, wie die Zusammenarbeit im Einzelnen ausgesehen hat (offene Eingabe).
Wir konnten 67 vollständige Datensätze für den allgemeinen Teil und 50 Datensätze für den Netzwerkteil erheben. Bei den Mailinglisten der Panama und Paradise Papers waren laut ICIJ-Auskunft 569 E-Mail-Adressen registriert, was für unsere Umfrage eine Rücklaufquote von 11,8 Prozent bedeutet. Dies scheint nicht besonders hoch zu sein, aber da Journalisten in der Regel eine schwierige Gruppe für Befragungen sind (investigative Reporter sind noch misstrauischer, wenn es darum geht, Informationen über sich selbst preiszugeben), halten wir 67 abgeschlossene Datensätze für eine durchaus aussagekräftige Stichprobe, die Einblicke in die Gruppe der ICIJ-Journalisten liefern kann. Wo angemessen, berichten wir Konfidenzintervalle im Bereich von 95 Prozent.
Unsere Befragten kommen aus 42 verschiedenen Ländern, was ein recht guter Anteil der an den Untersuchungen beteiligten Länder ist (etwa 90 bei den Panama Papers und etwa 70 bei den Paradise Papers). Da wir wie geschildert den Befragten zudem die Möglichkeit gaben, zu mehreren Aspekten frei Stellung zu nehmen, konnten wir auch aussagekräftige qualitative Daten sammeln.[1]
Ergebnisse
Unter den Befragten sind 22 weiblich, 42 männlich (3 Personen haben nicht geantwortet). Sie sind durchschnittlich 43,8 Jahre alt und verfügen über eine Berufserfahrung von durchschnittlich 18,9 Jahren (min: 4, max: 52 Jahre). Etwa 39 Prozent der Journalisten in der Stichprobe arbeiten für eine Tageszeitung, gefolgt von Online-Medien (20,9 Prozent) und Fernsehen (19,4 Prozent). Die meisten (41,8 Prozent) gaben an, dass sie Reporter sind, wenn sie nach ihrer Position gefragt wurden, gefolgt von Senior Editors (13,4 Prozent), Ressortleitern (11,9 Prozent) und Chefredakteuren (7,5 Prozent). Die meisten Befragten arbeiten in Investigativressorts (80,6 Prozent). Da bei der Frage nach dem eigenen Ressort aber mehr als eine Antwort gewählt werden konnte, wissen wir, dass viele auch noch mit anderen Ressorts verbunden sind: Rund 37 Prozent arbeiten für politische Ressorts, 35 Prozent für Wirtschaft/Finanzen, gefolgt von Nachrichten/Aktuelles (29,9 Prozent), Recht und Kriminalität (28,4 Prozent) oder speziell im Bereich der Außenpolitik (22,4 Prozent) oder Innenpolitik (19,4 Prozent).
55 Personen arbeiteten in beiden Projekten, Panama und Paradise Papers; 7 nur im Panama Papers-Projekt, 5 nur im Paradise Papers-Projekt. Die meisten Befragten haben Erfahrung mit investigativer Berichterstattung: 54 gaben an, dass sie bereits in ähnlichen Projekten gearbeitet hatten (die meisten in mehr als einem), darunter Offshore-Leaks, Swiss-Leaks und Lux-Leak als die am häufigsten genannten. Etwa ein Drittel gaben an, dass sie keine ICIJ-Mitglieder sind (wie bereits erwähnt, müssen Journalisten, die an ICIJ-Projekten teilnehmen, nicht unbedingt Mitglieder sein). 60 Prozent sind (auch) Mitglieder in anderen Rechercheorganisationen oder Netzwerken, auf nationaler Ebene (z.B. Brazilian Association for Investigative Journalism, Asociación de Periodismo de Investigación, Bulgarian Center for Investigative Reporting) oder auf internationaler Ebene (z.B. European Investigative Collaboration, Global Investigative Journalism Network, Watchdog Asia). Zwei Drittel erhielten eine spezielle Ausbildung im Bereich Datenjournalismus.
Teamarbeit und Arbeitsteilung
Ein Ziel der Studie ist es, Einblicke zu gewinnen, wie die investigativen Datenjournalisten ihre Arbeit in einem Netzwerk organisieren, das Hunderte von Menschen umfasst. Die Arbeit in Teamstrukturen ist bei Recherchen wie den Panama und Paradise Papers aufgrund der großen Datenmengen, die verarbeitet werden müssen, eindeutig die Regel. Die Teamgrößen sind jedoch sehr unterschiedlich: Zwischen 2 und 30 Personen sind innerhalb eines Medienhauses beteiligt. In unserer Befragung lag die häufigste Gruppengröße innerhalb eines Mediums zwischen 3 und 5 Personen. Einige Teilnehmer erklärten, dass die Teamgrößen während der Untersuchung gewachsen seien. Etwa 70 Prozent antworteten, dass sie eine Art Arbeitsteilung hätten. In ihren offenen Antworten erkennen wir zwei Muster: Teams, die die Arbeit (1) entlang von Geschichten oder (2) entlang von (technischen) Aufgaben und Aspekten aufteilen. Diejenigen, die Teams entlang von Geschichten aufteilen, weisen Verantwortung in der Regel nach Personen oder Unternehmen oder nach Ländern/Regionen auf. Auch die Aufteilung der Arbeit nach verschiedenen Aufgaben, die während des Prozesses anfallen, ist üblich, zum Beispiel »Recherche, Schreiben, Bearbeiten, Faktenprüfung, Infografik, Video, Podcast«.
Zwei sehr wichtige Aufgaben werden von mehreren Befragten hervorgehoben, unabhängig von der genannten Arbeitsteilung. Die erste ist »Geschichten ausgraben«. Dies ist natürlich eine der wichtigsten Aufgaben. Mehrere Befragte weisen darauf hin, dass sie Mitarbeiter hatten, die dafür verantwortlich waren, Personen in den Daten zu finden und damit verbundenes Fehlverhalten aufzudecken. Dazu mussten die Daten zunächst zugänglich und bearbeitbar gemacht werden – eine klassische Aufgabe des datengesteuerten Journalismus:
»I am a data journalist and my job was to 1) gather and run lists of people through the system, 2) work with the structured part of the data, and 3) find other small parts of the data and structure those.«
Ein wichtiger erster Schritt beim Auffinden von Geschichten ist das Zusammenstellen von Listen potenzieller Personen, die in den Daten zu finden sind, zum Beispiel politische und wirtschaftliche Eliten oder Prominente eines Landes. Hier hat das internationale Netzwerk einen klaren Vorteil, da Journalisten aus verschiedenen Ländern ihre Kenntnisse beim Erstellen solcher Listen einbringen können. Die Arbeit mit diesen Namenslisten erfordert größte Sorgfalt, Genauigkeit und doppelte Kontrolle:
»Three other colleagues checked every name I had provided through Italian companies’ databases, in order to match dates of birth and managers’ positions or ownership of companies. Our aim was to avoid coming across homonyms.«
Das Finden von Personen in den Daten ist eine Sache. Ein weiterer wichtiger Teil der Recherche zielt darauf, weitere Beweise außerhalb der Daten zu erhalten und Stellungnamen der betroffenen Akteure einzuholen:
»[…] confront the facts found in the data with local financial and business information related to the names that appear in the papers leaked.«
»[I] found experts, conducted interviews, confronted the subjects of our investigations.«
Mehrere Teilnehmer gaben an, dass sie als Leiter oder Koordinator für den gesamten Rechercheprozess verantwortlich waren. Diese Aufgabe ist in der Regel umfassend und beinhaltet auch den Kontakt zu anderen Projektpartnern und insbesondere zur ICIJ-Zentrale, wie dieses Beispiel zeigt:
»I was the main reporter on the Panama Papers and one of the main reporters on the Paradise Papers […]. I spent months in the data digging up stories, did the research along with my colleagues, found experts, conducted interviews, confronted the subjects of our investigations, wrote TV documentaries, TV and radio news stories, long form online features, did dozens of live broadcasts in English and French, and was the main liaison with the ICIJ and other colleagues.«
Rollen innerhalb des Netzwerks
Die Bedeutung des ICIJ als zentrale Koordinierungsinstanz wird noch deutlicher, wenn man die Beteiligten nach den wichtigsten Ansprechpartnern fragt, die sie während der Untersuchung hatten. Abbildung 1 zeigt das Netzwerk unserer Befragten. Die Größe eines Knotens gibt die Bedeutung einer Person an, basierend darauf, wie oft sie von anderen genannt wurde.
Abbildung 1
Partielles Netzwerk der ICIJ-Journalisten
Legende: 55 ICIJ Journalisten, gerichtetes Netzwerk – die Befragten wurden gebeten, bis zu fünf Personen nament- lich zu nennen, die für sie während der Arbeit die wichtigsten Kontakte dargestellt haben. Die Knotengröße richtet sich nach dem „income degree“ (je größer der Knoten, desto öfter ist die Person als wichtige Kontaktperson genannt worden).
Fünf Personen ragen besonders heraus. (1) Es überrascht nicht, dass Marina Walker (MW) als stellvertretende Direktorin des ICIJ eine zentrale Rolle im Netzwerk spielt. Die Befragten geben an, dass die Koordination von Artikeln und der Informationsaustausch neben dem kollaborativen Schreiben ihr wichtigster Beitrag war. Neben Walker sind (2) Will Fitzgibbon (WF) und (3) Petra Blum (PB) auch wichtige Ansprechpartner des ICIJ. Beide unterstützten die Beteiligten bei ihrer Recherche und erleichterten den Informationsaustausch. (4) Frederik Obermaier (FO) von der Süddeutschen Zeitung – als der Zeitung, die von der Quelle der Panama Papers angesprochen wurde – nimmt ebenfalls eine zentrale Position im Netzwerk ein. Seine Rolle ist stärker inhaltlich orientiert. Die Befragten betonten seine Bedeutung für den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit in der Recherche. Wie jemand schreibt: Er leistete einen Beitrag zum »high level exchange of information and context, guidance«. Bei der Süddeutschen Zeitung war jedoch ein größeres Team beteiligt. Obermaier arbeitete eng mit Bastian Obermayer zusammen, der den ersten Kontakt zur anonymen Quelle hatte. Die Zeitung beschloss, die Daten mit dem ICIJ zu teilen. Schließlich (5) war auch Joachim Dyfvermark (JD) vom schwedischen Fernsehen ein wichtiger Partner für mehrere Befragte, die eng mit ihm zusammenarbeiteten, um einen bestimmten Aspekt oder eine bestimmte Person zu erforschen und die gesammelten Informationen auszutauschen.
Journalistische Recherchemethoden
Die Arbeit mit Informanten und Datenleaks ist eine sensible Angelegenheit. Wir wollten wissen, was die investigativen Journalisten über verschiedene Recherchemethoden denken. Tabelle 1 zeigt die Zustimmung zur Anwendung bestimmter Methoden und hebt die Mittel hervor, denen die Befragten besonders zustimmen.
Die Befragten sind sich einig in ihrer strikten Ablehnung von veränderten Zitaten und Fotos, aber auch in der Ablehnung von Geldgeschenken oder der Veröffentlichung nicht-verifizierter Inhalte. Eine weitere interessante Übereinstimmung ist, dass die meisten Befragten eine Bezahlung von Personen für Informationen strikt ablehnen. Obwohl investigative Reporter auf exklusive Informationen angewiesen sind, akzeptieren sie diese nur, wenn eine Quelle sie anbietet, ohne nach persönlicher Bereicherung zu suchen (was nicht ausschließt, dass eine Quelle versucht, Informationen an andere Akteure zu verkaufen).
Tabelle 1
Zustimmung zu Recherchemethoden
Anmerkung: Absolute Häufigkeiten, Mittelwerte (M), Standardabweichung (SD) und 95% Konfidenzintervalle (CI) mit unterer Grenze (LL) und oberer Grenze (UL) für den Mittelwert; Zustimmung zu einer 3-Punkt Skala; die Einfärbung der Zellen weist auf die Stärke der Übereinstimmung hin: Je dunkler die Zelle, desto unumstrittener ist ein Punkt unter den Befragten.
Einige Methoden finden zumindest teilweise Zustimmung. Die meisten Befragten stimmen zu, dass es unter bestimmten Umständen akzeptabel ist, persönliche Dokumente wie Briefe und Bilder ohne Erlaubnis zu verwenden, in einer Firma oder Organisation zu arbeiten, um Insider-Informationen zu erhalten, oder versteckte Mikrofone oder Kameras zu verwenden. Diese drei Situationen sind klassische Methoden des investigativen Journalismus.
Andere Methoden sind umstrittener, z.B. ob es immer oder nur unter bestimmten Umständen gerechtfertigt ist, vertrauliche Geschäfts- oder Regierungsdokumente ohne Genehmigung zu verwenden. Die Hälfte der Befragten würde dieser Vorgehensweise nicht uneingeschränkt zustimmen und neigt daher dazu, darüber nachzudenken, welche Art von Informationen für Recherchen und Veröffentlichungen verwendet werden sollen. Ob es in Ordnung ist, unbefugtes Material (z.B. aus Interviews) zu verwenden oder Informationen an NGOs zu geben, ist für viele ebenfalls ein umstrittener Aspekt.
Abbildung 2
Leaks und Quellen
Anmerkung: N=66, relative Häufigkeiten (automatisch gerundete Zahlen addieren sich ggf. zu mehr als 100 Prozent); Befragte wurden um Zustimmung auf einer 5-Punkt Skala gebeten von 1 = komplette Ablehnung bis 5 = komplette Zustimmung; Antworten der Zustimmung bzw. Ablehnung wurden zu Anschauungszwecken zusammengefasst; Mittelwerte (M), Standardabweichung (SD) und Konfidenzintervalle (CI) pro Item: (1) M = 3,75; SD = 1,25; CI 95% [3,45; 4,05]; (2) M = 4.24; SD = .99; CI 95% [3,99; 4,48]; (3) M = 4,43; SD = 1,07; CI 95 % [4,17; 4,69]; (4) M = 4,69; SD = ,76; CI 95% [4,51; 4,87]; (5) M = 4,9; SD = ,43; CI 95 [4,79; 5]
Arbeiten mit Leaks und Quellen
Abbildung 2 zeigt die Einschätzungen von Journalisten zum Umgang mit Leaks und Quellen. Weitere Kontextinformationen über den Umgang der Befragten mit Leaks und Quellen konnten auch aus den offenen Antworten entnommen werden.
Die Antworten zeigen eine hohe Sensibilität für die Arbeit mit anonymen Leaks und Quellen. Obwohl es meist unbestritten ist, dass durchgesickerte Informationen verwendet werden sollten, wenn sie glaubwürdig und relevant sind (2), ist für fast alle klar, dass diese Informationen einer strengen Überprüfung bedürfen (5). Der Wunsch nach Anonymität der Quellen wird weitgehend akzeptiert (4), die meisten Befragten bevorzugen jedoch immer noch, dass die Quelle zumindest dem Journalisten bekannt ist (1). Die beiden Seiten der Arbeit mit anonymen Quellen sind im folgenden Zitat dargestellt:
»You can even see it is an advantage when you do not know the identity of the source, because then you are sure not to reveal the source, even if there is a gun pointing at your head. The disadvantage is, of course, that it makes it much more difficult to guess the source’s motivation for revealing the stuff, and thus you have to work even harder to make sure that the data are genuine, that they are not distorted or sorted out from a larger bundle to alter the understanding.«
Die Journalisten sind sich bewusst, dass Quellen und Informanten ihre eigene Agenda haben können, die Journalisten bei der Arbeit mit dieser Quelle beachten müssen (3). Mehrere Teilnehmer haben zu diesem Thema einer eigenen Motivation der Quellen Stellung genommen und betont, dass es notwendig, aber oft schwierig ist, die Beweggründe nachzuvollziehen.
»Any source has a motivation; the specificity of journalism is to check and cross-check the information revealed by the source. The sources often speak to a journalist because they have an interest in doing so. Others have also spoken to us because of some idea of the common good, to help us in a case that we consider serious. My purpose as a journalist is to understand the interests of the sources, but what matters to me is whether the documents are authentic. Then see if what they say is of public interest or not.«
Allerdings ist es für einige Journalisten auch möglich, unbekannte oder undurchsichtige Absichten zu akzeptieren, wenn die offenbarten Informationen für die Öffentlichkeit relevant sind:
»Sometimes sources have a personal interest in providing documents but I don’t care. For me it’s important to cover a story in public interest.«
»We are used by people all the time with either good or bad intent. I can’t police their intentions. I also deal with organized crime. I have to take and use information from people who are bad. I just have to mitigate the harm.«
Das Element des öffentlichen Interesses wird in mehreren Kommentaren hervorgehoben und ist demnach für die Befragten ein Leitprinzip, gegen das andere Aspekte wie die Anonymität der Quelle abgewogen werden müssen. Aber wie ein Journalist es ausdrückte: »Journalistic cooperation is based on trust […] and we have to have a basic trust in each other.« Wie das gegenseitige Vertrauen zwischen Quelle und Journalist in einem spektakulären Fall wie den Panama Papers allmählich aufgebaut wird, beschreiben Obermayer und Obermaier (2016), die als erste von John Doe, der anonymen Quelle angesprochen wurden. In diesem Fall war es von großer Bedeutung, die Anonymität der Quelle zu wahren, nicht nur aus Gründen des Vertrauens, sondern auch aus Sicherheitsgründen. Obermayer und Obermaier geben zu, dass sie natürlich gerne die Quelle kennengelernt hätten und erfahren wollten, wie sie an eine so große Datenmenge gekommen war. Sie betonen aber, dass es letztlich wichtiger ist, dass die Daten von öffentlichem Interesse sind und dass diese als valide und glaubwürdig erhärtet werden können (Obermayer/Obermaier 2016: 69).
Der Umgang der ICIJ-Journalisten mit Leaks und Quellen unterscheidet sie in ihrem Rollenverständnis von anderen Akteuren, die ebenfalls auf Whistleblower setzen, wie die Plattform WikiLeaks und ihr Gründer Julian Assange. Auf die Frage, ob WikiLeaks einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft auf einer Skala von 1 (= überhaupt nicht einverstanden) bis 5 (= völlig einverstanden) leisten, stimmten die Befragten meist zu (M = 3,85; SD = 1,06; CI 95% [3,59; 4,11]). Allerdings sehen sie in Julian Assange klar einen politischen Aktivisten (M = 4,39; SD = ,81; CI 95% [4,2; 4,6]) und keinen Journalisten (M = 1,69; SD = ,93; CI 95% [1,46; 1,93]). Sie sind sich jedoch einig, dass Assange nicht für seine Enthüllungen bestraft werden sollte (M = 4,16; SD = 1,16; CI 95% [3,87; 4,45]). Unsere Befragung erfolgte, bevor Assange den Schutz der Botschaft Ecuadors in London verlor und von der britischen Polizei festgenommen wurde.
Die offenen Antworten, die die Befragten zu Assange gaben, weisen auf wichtige Aspekte hin: Viele Teilnehmer schreiben, dass sie die ungefilterte Veröffentlichung durchgesickerter Informationen nicht gutheißen, weil nicht alle Informationen von öffentlichem Interesse seien (und es die Aufgabe der Journalisten sei, nur das zu enthüllen, was von öffentlichem Interesse ist). Außerdem kritisieren viele, dass bestimmte Personen durch die Veröffentlichung aller Arten von (auch privaten) Informationen unnötig gefährdet oder geschädigt werden. Zudem vermuteten einige Befragte, dass Assange zweifelhafte Interessen hatte, und hinterfragten seine Materialauswahl.
»Under JA [Julian Assange], WL [WikiLeaks] slowly morphed into a dangerous tool used to misinform/propagandize. As a reporter, I personally met with some people whose lives were directly threatened when WL released the State Department cables unredacted. It should be noted that the same cables redacted and curated by reporters were of great interest without having the same very negative consequences.«
Für investigative Reporter ist die Unterscheidung zwischen Journalismus und Aktivismus heikel und umstritten. Einige argumentieren, dass die Grenzen porös geworden sind (Russell 2016: 109-142); doch das Label »Journalist« ist immer noch ein wichtiger Faktor, wenn man vor einer Strafverfolgung wegen Geheimnisverrats oder ähnlichem geschützt werden will.
Edward Snowden hingegen wird etwas anders wahrgenommen: Die Befragten sind sich einig, dass er mit seinen Enthüllungen einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft geleistet hat (M = 4,71; SD = ,68; CI 95% [4,55; 4,89]). Man nimmt ihn etwas weniger als politischen Aktivisten (M = 3,87; SD = 1,02; CI 95% [3,61; 4,13]), aber auch nicht als Journalisten (M = 1,63; SD = 1,02; CI 95% [1,37; 1,88]) wahr. Die Befragten stimmen noch deutlicher als bei Assange überein, dass er für seine Offenbarungen nicht bestraft werden sollte (M = 4,63; SD = ,87; CI 95% [4,41; 4,86]). Snowdens Arbeit wird von denjenigen, die den Fall in unserer Studie kommentiert haben, sehr geschätzt:
»Edward Snowden seems to be the classic whistle blower who acts in the interest of the public. He did a very radical and brave thing by leaking data from the NSA at a high personal cost.«
Herausforderungen und Hindernisse
Um ein besseres Verständnis für die Arbeit der investigativen Datenjournalisten zu bekommen, wollten wir auch wissen, womit sie zu kämpfen haben und was sie als die größten Hindernisse für ihre Arbeit empfinden. Wir fragten, ob die Journalisten Drohungen oder Belästigungen erlebt hätten und ließen sie ihre Erfahrungen beschreiben. Auf die Frage nach den Herausforderungen der Arbeit in Projekten wie den Panama oder Paradise Papers kamen häufig mehrere Aspekte zur Sprache:
- Große Datenmengen
Die erste und am häufigsten genannte Herausforderung war eindeutig der Umgang mit der Komplexität des Problems und der Daten. »Finding the needle in the haystack« – das bedeutet, die verborgenen, für die Öffentlichkeit relevanten Geschichten über Menschen, Unternehmen und deren Aktivitäten in den Daten zu finden. Um die komplexen internationalen Finanzgeschäfte und die undurchsichtigen Verflechtungen der Offshore-Strukturen zu durchdringen, mussten die Journalisten dieses System zunächst selbst verstehen und es dann ihrem Publikum erklären.
»In both cases the main challenges were the size of the leaks and the difficult content – it was even more difficult to understand in Paradise Papers. In fact, some of the schemes were so complicated that not even the experts we consulted could help.«
Die Sorge, dass etwas Wichtiges verpasst oder übersehen werden könnte, spielt bei so großen Datenmengen immer eine Rolle.
- Geheimhaltung
Die strengen Geheimhaltungsregeln des ICIJ waren eine Herausforderung für mehrere Journalisten, die zunächst auf den Kontakt mit Experten verzichten mussten, um zu verstehen, was in den Daten verborgen war. Außerdem mussten die Reporter geduldig warten, bis sie die Betroffenen mit den Erkenntnissen aus den Leaks konfrontieren konnten.
»The high level of secrecy was the main challenge – it was weird to be uncertain what was going to work as a story until very near to the end of the project – I found it difficult that I couldn’t approach lots of people at the outset to get comment and context.«
- Einen Weg zur Veröffentlichung finden
Es ist nicht selbstverständlich, dass Informationen von hohem öffentlichem Interesse wie die Panama und Paradise Papers ihren Weg in die Öffentlichkeit eines Landes finden. Nicht jeder an der Recherche beteiligte Journalist hatte ein ‚natürliches‘ Medium, um seine Geschichten zu veröffentlichen. Dies konnte insbesondere bei Journalisten aus Ländern mit mangelnder Pressefreiheit ein Problem sein.
»Finding a medium that would publish the stories. Found one! Had to change jobs though …«
»For the Panama Papers, the major challenge was to find a medium to publish my investigations. The newspaper where I worked had backtracked and I had to find another, just five days from the agreed date with the consortium colleagues to publish the investigations. I published them in a foreign medium. I resigned from the newspaper where I worked just after the publication of the first Panama Papers.«
Beide Beispiele zeigen, wie die Arbeit persönliche Konsequenzen für die Journalisten haben kann.
- Zeitdruck und verspäteter Start
Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Journalismus strenge Fristen gelten. Die zentrale Deadline für die Freigabe aller Publikationen in den ICIJ-Projekten war jedoch für mehrere Personen in unserer Umfrage eine Herausforderung. Reporter, die zum Beispiel später zur Recherche dazustießen oder nicht an den Recherchen der Panama Papers teilgenommen hatten, sondern sich erst an den Paradise Papers beteiligten, mussten schnell den Umgang mit solchen Daten lernen und das Wissen einholen, das andere zuvor erworben hatten.
»I was invited to join Panama Papers much later than the team had started. This deprived me of months of valuable research. At the end I was working 16 hours per day to catch up before the deadline and the parallel international publications.«
Mehrere Teilnehmer gaben auch an, dass sie entweder nicht in die ersten Runden der Datenfreigaben einbezogen wurden oder dass sie Schwierigkeiten hatten, weil für ihre Recherchen relevante Informationen erst zu einem späteren Zeitpunkt freigegeben wurden. Der Zeitdruck, den Termin für die Veröffentlichung einzuhalten, war für sie besonders hart:
»Another big problem was that the material was uploaded in parts, so we got lots of new data to investigate just a couple of months before publishing. This happened in the Paradise Papers, where the best stories for us came from a list of names in a business registry – this data came just a couple of months before publishing. At that stage we changed our previous plan radically and started on new stories.«
- Koordination mit anderen Journalisten
Jeweils mehrere hundert Personen waren an den Panama/Paradise Papers beteiligt. Sie alle arbeiteten mit den gleichen Daten und verfolgten ein ähnliches Ziel: Relevante Geschichten in den Daten zu finden und ein Fehlverhalten der Mächtigen aufzudecken. Jeder hatte seinen eigenen Fokus, aber die Beteiligten mussten auch den Überblick behalten, was andere im Netzwerk taten, damit sie wichtige Entwicklungen nicht verpassten und sich ein Gesamtbild machen konnten. Wie wir bereits gesehen haben, hat die ICIJ-Zentrale in Washington DC eine Menge Koordinierungsarbeit geleistet. Dennoch konnte es eine große Herausforderung sein, nicht den Überblick darüber zu verlieren, wer an welchem Aspekt gearbeitet hat. Alle Ergebnisse zu teilen und auch die Arbeit der Kollegen zu überprüfen, war eine mühsame Aufgabe.
Vor allem die direkte Zusammenarbeit mit Journalisten außerhalb der eigenen Redaktion kann eine besondere Schwierigkeit darstellen. Wenn Journalisten nicht nur den Überblick behalten müssen, was andere tun, sondern sie an einer bestimmten Geschichte tatsächlich gemeinsam arbeiten, müssen noch mehr Aspekte berücksichtigt werden:
»Keeping good communication with partner journalists was always a challenge, especially how/whether to approach people in question, when/whether to publish particular stories, or so. Each newsroom has its own values and, more than that, its own culture.«
- Suche nach zusätzlichen Informationen und Personen/Experten als Quellen außerhalb des Datensatzes
Damit verschiedene Beiträge und Geschichten sich auch zu einem Gesamtbild ergänzen konnten, mussten Informationen über die Daten hinaus gesammelt werden. In erster Linie brauchten Journalisten glaubwürdige Quellen, die erklären und klassifizieren konnten, was in den Daten gefunden wurde, zum Beispiel Experten für Finanztransaktionen, Steuerhinterziehung oder Betrug.
»We had to find credible experts willing to take several days to look into the thousands of pages of documents linked to specific cases – and agree not to say anything about it until publication. They had to be willing to go on the record raising questions about powerful billionaires.«
Darüber hinaus sprachen die Informationen aus dem Datenleak keineswegs für sich selbst. Mehr Kontext war erforderlich, um ein vollständiges Bild zu zeichnen. Die Informationen mussten mit externen Quellen und Datenbanken (z.B. dem Grundbuchregister) ergänzt und verglichen werden.
Mangel an Ressourcen und Zugängen
Auf die Frage nach den Hindernissen für die investigative Berichterstattung wurden häufig mehrere Aspekte angesprochen. Am häufigsten wurde ein Mangel an finanziellen Mitteln erwähnt. Dies unterstreicht, was wir über die ökonomischen Schwierigkeiten der Medienbranche wissen und über die besondere Schwierigkeit, in den investigativen Journalismus als einen der teuersten und zeitaufwendigsten Bereiche zu investieren. Mangelndes Geld geht oft mit einem Mangel an Personal einher, das für die Abwicklung großer Projekte benötigt wird. Dementsprechend ist die Zeit, die sie für die Arbeit aufbringen konnten (neben anderen Verpflichtungen), für viele Befragte in der Regel ein besonders kostbares Gut.
Der Zugang zu Informationen ist ein weiterer kritischer Punkt für investigative Journalisten. Transparenzrichtlinien und Informationsfreiheitsgesetze sind in den meisten Ländern noch nicht Standard. Im Gegenteil, undurchsichtiges Regierungshandeln und fehlende Gesetze zum Zugang zu offiziellen Daten und Dokumenten behindern die Arbeit vieler Journalisten. Wenn diese dennoch versuchen, Informationen zu erhalten, können sie rechtlichen Konsequenzen und sogar Verfolgung ausgesetzt sein. Beleidigungsklagen wurden von mehreren Befragten als Beispiel für die Drohungen genannt, mit denen sie konfrontiert wurden.
Bedrohungen und Belästigungen
29 Personen in unserer Umfrage berichteten, dass sie während oder aufgrund ihrer Arbeit Bedrohungen oder Belästigungen ausgesetzt waren. Ein Befragter erinnerte uns in seiner Aussage daran, wie real die Gefahr ist, nachdem nicht lang zuvor eine Kollegin aus Malta, die mit dem ICIJ in Verbindung stand und an Aspekten der Panama Papers arbeitete, ermordet wurde.
Diejenigen, die auf Erfahrungen mit Bedrohungen und Belästigungen hinweisen, erwähnten verschiedene Aspekte. Der Druck der Justiz auf die Medien ist einer davon.
»We were threatened by the tax authorities in our country. They demanded the Panama Papers and our editorial material. The authorities threatened to raid our offices and homes after publishing. The case went to administrative court. We won the case in autumn 2017, but the authorities took it to the last resort. That process is still ongoing.«
In einem anderen Fall sah sich ein Medium durch die Rücknahme von Werbegeldern bedroht. Die Angst vor solchen Auswirkungen kann auch dazu geführt haben, dass einige Befragte Schwierigkeiten hatten, eine Publikationsmöglichkeit zu finden, um ihre Arbeit über die Leaks überhaupt zu veröffentlichen.
Einige erwähnten auch die Gefahr von Gerichtsverfahren oder Strafverfolgungen, mit denen manche bereits persönliche Erfahrungen gemacht hatten, zum Beispiel:
»I have been criminally prosecuted for more than two years by the Luxembourg authorities, along with my sources in the Lux Leaks story.«
Gewaltdrohungen oder sogar Morddrohungen (nicht immer in direktem Zusammenhang mit den Untersuchungen der Panama oder Paradise Papers) wurden von einigen Journalisten in unserer Umfrage ebenfalls erwähnt. Sie haben solche Bedrohungen per E-Mail, Post, Telefon oder Social Media (z.B. Twitter oder WhatsApp) erhalten. Ein Befragter beschrieb, dass nicht nur er, sondern auch Teile seiner Familie bedroht worden seien.
Schließlich gaben die Befragten mehrere Beispiele dafür, wie sie Opfer von Hetzkampagnen und öffentlicher Diffamierung wurden:
»I was lynched by media close to personalities compromised by investigations based on the Panama Papers. These media accused me of working on behalf of a foreign power that aims to destabilize the country and its government.«
»One of my subjects in the Paradise Papers has been running a discreditation campaign against me for months. It included writing to the ICIJ and [the media outlet] to kick me out of the network. He is spreading lies, falsehoods, and complete fabrications.«
Diese Beispiele unterstreichen, dass die Arbeit in Projekten wie den Panama und Paradise Papers Journalisten einem persönlichen Risiko aussetzen kann, und laut den Kommentaren unserer Befragten gilt dies sogar für Menschen, die in Ländern arbeiten, in denen ein hohes Maß an Pressefreiheit angenommen wird. Die 29 Personen, die über Erfahrungen mit Bedrohungen und Belästigungen berichteten, kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern. Darunter sind auch Staaten West- und Nordeuropas (z.B. Deutschland, Frankreich, Spanien, Schweden, Norwegen, Finnland), in denen sich die Journalisten meist über Hausdurchsuchungen und generell über Behörden beklagten, die versucht hätten, rechtliche Maßnahmen zur Offenlegung von Quellen und Material durchzusetzen. Dazu kommt, dass Journalisten auch belästigt werden, zum Beispiel auf Social-Media-Plattformen. Erfahrungen mit Gewalt werden eher von Journalisten außerhalb West- und Nordeuropas berichtet.
Diskussion und Schlussfolgerung
Aus unserer Kombination von quantitativen Umfragedaten und qualitativen Ergänzungen konnten wir Einblicke in die Arbeit von Journalisten gewinnen, die an den Recherchen der Panama und/oder Paradise Papers des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) beteiligt waren. Das ICIJ ist ein bemerkenswertes Netzwerk von investigativen Journalisten weltweit und ein interessantes Objekt für die Journalismusforschung. Ein Verständnis für die Arbeit von Journalisten in diesem Netzwerk zu gewinnen, kann uns helfen, den Wandel des Journalismus zu ergründen.
In Zeiten wirtschaftlicher Schwierigkeiten, mit denen viele Medien weltweit konfrontiert sind, verbunden mit politischem Druck auf die Pressefreiheit auch in demokratischen Ländern, wird es schwieriger für den Journalismus, seine Kontrollfunktion auszuüben und das Fehlverhalten politischer und wirtschaftlicher Eliten aufzudecken. Während viele gesellschaftliche Probleme von globaler Natur sind – Klimawandel, Finanzkrisen, Terrorismus usw. – ist der Journalismus in vielerlei Hinsicht noch immer eine auf nationale Öffentlichkeiten ausgelegte Angelegenheit. Um mit Globalisierungsprozessen und international verflochtenen Entwicklungen und Ereignissen Schritt zu halten, müssen journalistische Arbeitsabläufe und Strukturen entsprechend angepasst werden. Eine Kooperation wie die unter dem Dach des ICIJ bietet eine Lösung durch den Aufbau einer internationalen Infrastruktur und eines grenzüberschreitenden Unterstützungssystems für investigative Journalisten und ihre Redaktionen.
Wie wir gesehen haben, kann die Netzwerkstruktur Journalisten helfen, mit großen Mengen an Informationen umzugehen, Geschichten in komplizierten Systemen und Daten zu finden und Hintergrundmechanismen und globale Zusammenhänge zu verstehen, in denen Missstände erwachsen können. In internationalen Teams können Fähigkeiten und Kenntnisse zum gemeinsamen Nutzen geteilt werden.
Dennoch ist die Arbeit in solchen Strukturen eine Herausforderung. Grenzüberschreitende Kooperationen sind heute durch moderne Kommunikationsmittel einfacher zu pflegen, aber die Koordination und Organisation der gemeinsamen Arbeit erfordert immer noch viel Aufwand. Die Struktur des ICIJ mit Sitz in Washington D.C., das die Infrastruktur der Projekte bereitstellt und die beteiligten Journalisten und Medien unterstützt, ermöglicht eine Zusammenarbeit dieser Größenordnung. Gemeinsame professionelle Normen, auf denen die Kooperation aufgebaut werden kann, dienen als professioneller Kitt zwischen den Beteiligten. Unsere Ergebnisse untermauern dies. Zentrale Personen aus der ICIJ-Zentrale sind wichtige Koordinatoren und Ansprechpartner auch für die eigentliche Produktion journalistischer Beiträge. Die in den Projekten zusammengeführten Journalisten sind sich weitgehend darin einig, wie professionell und investigativ gearbeitet wird, welche Recherchemethoden angemessen sind und wie mit Quellen unter Berücksichtigung des öffentlichen Interesses umgegangen werden soll. Diese gemeinsamen Normen können dann auch hilfreich sein, um Schwierigkeiten auszugleichen, die in gemischten Teams aufgrund unterschiedlicher redaktioneller Anforderungen oder der redaktionellen Ausrichtung eines Mediums auftreten.
Dennoch hat das ICIJ als hochstrukturierte Organisation mit intensiver Zusammenarbeit (Heft/Alfter/Pfetsch 2017) auch strenge Regeln, denen die Mitglieder folgen müssen, was nicht immer einfach für alle ist. Beispiele aus unserer Studie zeigten, dass mehrere Personen Probleme damit hatten, dass sie im Vorfeld ihrer Berichterstattung weder mit bestimmten externen Experten sprechen noch die Betroffenen der Recherchen mit größerem Vorlauf konfrontieren durften. Zentrale Personen innerhalb eines solchen Netzwerks können helfen, das gesamte Projekt zu koordinieren und zusammenzuhalten. Wir haben in der Netzwerkanalyse gesehen, dass einige wenige Beteiligte – drei davon in der ICIJ-Zentrale – eine zentrale Position einnehmen. Aber – was nicht übersehen werden sollte – solche Positionen gehen Hand in Hand mit Machtunterschieden und Wissensvorsprüngen. Darüber hinaus sind die demokratischen Strukturen des ICIJ eher undurchsichtig, zum Beispiel die Ernennung der Leitungsgremien. Es ist schwer, die Prozesse der Aufnahme in das Konsortium zu durchschauen (Candea/Krüger 2018). Journalisten konnten nicht einfach so der Organisation beitreten; sie mussten vorgeschlagen und ernannt werden. Es ist schwierig, öffentliche Informationen über die Auswahlkriterien und Entscheidungsträger zu finden. Eine Organisation wie das ICIJ ist auf viel Vertrauen zwischen den Mitgliedern im Allgemeinen und den Teilnehmern an konkreten Projekten im Besonderen angewiesen. Sie muss sicherstellen, dass die Journalisten die gleichen oder zumindest sehr ähnliche berufliche Normen teilen und dass Aspekte des Wettbewerbs zwischen verschiedenen Journalisten und Medienorganisationen die Zusammenarbeit nicht beeinträchtigen.
Der journalistische Erfolg von Netzwerken wie dem ICIJ ist mit offensichtlichen Vorteilen verbunden: Investigativer Journalismus ist ein riskantes und zeitaufwendiges Geschäft. Je mehr (gut ausgebildete) Journalisten zusammenarbeiten, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie relevante Geschichten finden – und desto mächtiger können sie als »Wachhunde« (Watchdogs) in der Gesellschaft agieren. Wie unsere Studie aber auch zeigt, stehen investigative Reporter vor vielen Herausforderungen, und sie sehen sich selbst gefährdet durch Bedrohungen und Belästigungen. Das Aufdecken dubioser und krimineller Aktivitäten mächtiger Eliten rückt die Journalisten in die Schusslinie, was sich nicht nur an der Ermordung der maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia im Jahr 2017 zeigte, sondern auch in den zahlreichen Antworten in unserer Umfrage. Die Befragten verwiesen auf persönliche Erfahrungen mit Repressionen und Strafverfolgung, die offenbar darauf abzielen, eine unabhängige journalistische Arbeit zu behindern. Auch wenn die internationale Zusammenarbeit das Risiko für investigative Journalisten nicht vollständig ausschalten kann, vermindert sie es zumindest bis zu einem gewissen Grad, da relevante Informationen nun nicht mehr nur in einer Hand gehalten werden.
Über die Autoren
Dr. Julia Lück (*1986) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Journalistischen Seminar des Instituts für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ihre Forschungs- und Lehrinteressen konzentrieren sich auf (vergleichende) Journalismusforschung, politische Kommunikation, internationale und transnationale Kommunikation sowie auf Öffentlichkeit und medienvermittelte Deliberation. Sie promovierte an der Universität Mannheim mit einer Arbeit über die deliberative Qualität von narrativen Nachrichten in Deutschland, den USA und Brasilien. Kontakt: jlueck@uni-mainz.de
Dr. Tanjev Schultz (*1974) ist seit 2016 Professor für Journalismus am Institut für Publizistik und am Journalistischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Zuvor war er mehr als zehn Jahre lang Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Seine journalistischen Texte wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet, 2018 gehörte Schultz zu den vom Medium Magazin gekürten »Journalisten des Jahres«. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören der investigative Journalismus, journalistische Darstellungsformen und die Demokratietheorie. Er hat Philosophie, Psychologie, Kommunikationswissenschaft und Germanistik in Berlin, Hagen und Bloomington (USA) studiert und an der Universität Bremen in Politikwissenschaft promoviert. Kontakt: tanjev.schultz@uni-mainz.de
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Fußnoten
1 Die Zitate, die wir zur Veranschaulichung von Argumenten im Ergebnisbereich verwenden, wurden – wenn nötig – im Hinblick auf Rechtschreibung und Grammatik leicht bearbeitet. Ausdruck und Wortwahl wurden nicht geändert.
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Zitationsvorschlag
Julia Lück; Tanjev Schultz: Investigativer Datenjournalismus in einer globalisierten Welt. Eine Befragung von Journalisten des International Consortium of Investigative Journalists. In: Journalistik, 2, 2019, 2. Jg., S. 93-117. DOI: 10.1453/2569-152X-22019-9850-de
ISSN
2569-152X
DOI
https://doi.org/10.1453/2569-152X-22019-9850-de
Erste Online-Veröffentlichung
Oktober 2019