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Editorial 2/2019
Wie haben Journalisten weltweit gemeinsam an den Paradise und Panama Papers gearbeitet? Dieser Frage sind Julia Lück und Tanjev Schultz nachgegangen. In ihrem Aufsatz veröffentlichen sie die wichtigsten Ergebnisse ihrer Studie zur Arbeit von Journalisten des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). Diese waren an der Aufdeckung krimineller Finanzaktivitäten auf globaler Ebene beteiligt. Eine der größten Herausforderungen: Die riesengroßen Datenmengen analysierbar zu machen und darin für die Öffentlichkeit relevante Geschichten über Menschen, Unternehmen und deren Aktivitäten zu finden. Wie das gelang, lesen Sie in dieser Ausgabe der Journalistik.
Aufsätze
Investigativer Datenjournalismus in einer globalisierten Welt Eine Befragung von Journalisten des International Consortium of Investigative Journalists
von Julia Lück und Tanjev Schultz / Die Studie untersucht die Arbeit von Journalisten, die an den Recherchen des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) zu den Panama und Paradise Papers und der Aufdeckung krimineller Finanzaktivitäten auf globaler Ebene beteiligt waren. In einer Online-Umfrage im März 2018 (N=67) wurden Aspekte der Arbeitsabläufe, der Arbeitsteilung, der persönlichen Netzwerke, der Herausforderungen und Hindernisse sowie Bewertungen zu journalistischen Methoden und anonymen Quellen erhoben. Quantitative und qualitative Antworten geben Einblicke in die Mechanismen des globalen investigativen Datenjournalismus. Trotz unterschiedlicher Herkunft (42 Länder, verschiedene Medientypen) haben die Journalisten viel gemeinsam, wenn es um professionelle Normen und Arbeitsabläufe geht. Gleichzeitig stellen die strengen Regeln der Organisation sowie fehlender Zugang zu Material und Wissen die Mitglieder des Netzwerks auch vor Herausforderungen.
»Die Weltgeschichte kümmert sich zu wenig um Sonnenstrahlen« Die politische und soziale Dimension im journalistischen Werk von Joseph Roth
von Petra Herczeg / Joseph Roth (1894 bis 1939) war nicht nur einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts, der mit Werken wie »Hiob« und »Radetzkymarsch« einem großen Publikum bekannt wurde und dessen literarische Werke auch verfilmt wurden. Er hat ein ebenso umfangreiches journalistisches Schaffen hinterlassen. Sowohl seine literarischen als auch seine journalistischen Tätigkeiten sind von präzisen Beobachtungen und einem soziologischen Blick auf Mensch und Gesellschaft geprägt. In diesem Beitrag wird das journalistische Werk von Joseph Roth analysiert, vor allem sein journalistisches Wirken gegen den aufkommenden Nationalsozialismus, sowie seine Aktualität für den Journalismus heute diskutiert.
Essay
Zwischen Misstrauen und Instrumentalisierung Zum journalistischen Umgang mit der AfD
von Marcus Maurer / Ähnlich wie andere populistische Parteien versucht die »Alternative für Deutschland« (AfD), durch gezielte Provokationen mediale Berichterstattung und öffentliche Aufmerksamkeit zu generieren. Für den Journalismus stellt sich folglich die Frage, wie er mit diesen Instrumentalisierungsversuchen umgehen soll. Im Beitrag werden drei mögliche Strategien und ihre Folgen diskutiert. Er plädiert für einen nicht unkritischen, aber sachlichen Umgang mit der AfD. Die Partei vom öffentlichen Diskurs auszuschließen oder sich über ihre Provokationen zu empören, ist weder zielführend, noch entspricht es journalistischen Grundregeln.
Debatte
Überschätzte Bots? Eine Untersuchung von Twitter-Debatten – und was Redaktionen daraus lernen können
von Tommy Hasert und Gabriele Hooffacker / Social Bots stehen im Verdacht, öffentliche Diskurse zu beeinflussen, Wahlentscheidungen zu manipulieren und auf politische Konflikte Einfluss zu nehmen. Dieser Beitrag beruht auf einer Untersuchung zum Erkennen und Bewerten von Social Bots in aktuellen Twitter-Debatten. Die Autoren zeigen, dass der Einfluss der Bots deutlich weniger dramatisch erscheint, als vielerorts zu lesen ist. Hingegen bestehe durch Überregulierung eine größere Gefahr für die Demokratie als durch die Bots selbst.
Rezensionen
Britta M. Gossel, Kathrin Konyen (Hrsg.): Quo Vadis Journalistenausbildung? Befunde und Konzepte für eine zeitgemäße Ausbildung rezensiert von Liane Rothenberger
Müssen zukünftige Journalisten auch Programmierer und Unternehmer sein? Sollen wir die Lernenden vor allem in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität unterstützen? Wie viel Zeit des Lehrens soll der Dozent auf Recherchetechniken oder Schreibstil verwenden? Diese Fragen treiben viele um, die sich mit der Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten beschäftigen. Egal, ob sich diese Lernenden in einem Redaktionsvolontariat, einer Universität oder Fachhochschule oder in einer Online-Fortbildung befinden. Jetzt jedenfalls sitzen sie vor uns, möchten, dass man sie alles Wichtige lehrt, das sie für ihren journalistischen Werdegang brauchen. Was möchten sie lernen? Was sollen wir lehren? Aus der Fülle der Fähigkeiten und Fertigkeiten, die man ihnen gerne vermitteln möchte, müssen wir auswählen.
Manfred Theisen: Nachgefragt. Medienkompetenz in Zeiten von Fake News. Basiswissen zum Mitreden rezensiert von Guido Keel
Diskussionen um Medienkompetenz – oder Media Literacy – haben Konjunktur. Vorwürfe, der Journalismus sei zur Lügenpresse verkommen, Wahlmanipulationen durch Fake News, Smartphone-Nutzung bei Jugendlichen und Kindern – sie alle haben zu der Erkenntnis geführt, dass es an Medienkompetenz mangelt, und dass dieser Mangel eine Gefahr für die Gesellschaft, die Demokratie und das persönliche Wohlergehen vor allem von Heranwachsenden ist.
Karl Nikolaus Renner, Tanjev Schultz, Jürgen Wilke (Hrsg.): Journalismus zwischen Autonomie und Nutzwert rezensiert von Sebastian Köhler
Die beiden Leitbegriffe »Autonomie« und »Nutzwert«, welche den Sammelband umklammern sollen, haben seit einiger Zeit ganz sicher »eine besondere Aktualität« erhalten (13). Den Herausgebern ist bewusst, dass es nicht mehr nur um die Zukunft des Journalismus in digitalisierten Verhältnissen geht, sondern spätestens seit dem Jahreswechsel 2015/2016 mehr und mehr grundsätzlich um dessen Legitimation in der Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund entstand der Band als Festschrift für den Publizisten Volker Wolff, der von 1995 bis 2014 am Journalistischen Seminar des Institutes für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz die Professur für Zeitungs- und Zeitschriftenjournalismus innehatte.
Marcus Bölz: Sportjournalistik rezensiert von Jörg-Uwe Nieland
Im Jahr 2013 publizierte Marcus Bölz einen Band über den Fußballjournalismus in Deutschland. Die medienethnographische Arbeit gab Einblicke in die Professionalisierung und Kommerzialisierung der Sportredaktion von regionalen Zeitungen, angesichts von Medienwandel, Zeitungskrise und Unterhaltungs-/Fußballfixierung des Publikums.