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Editorial 3/2019
Editorial Für die zukünftige Entwicklung des Journalismus haben unsere Autorinnen Alexa Keinert, Annett Heft und Leyla Dogruel aufgrund von Leitfadeninterviews…
Aufsätze
Wie sehen News-Entrepreneurs die Zukunft ihrer Profession? Vier Thesen zum Journalismus von morgen
Von Alexa Keiner, Annett Heft und Leyla Dogruel / Die Frage nach der Zukunft des professionellen Journalismus treibt angesichts der Transformationen in der Medienlandschaft nicht nur die kommunikationswissenschaftliche Forschung um, sondern auch die Branche selbst. Auf Grundlage von Leitfadeninterviews mit Journalist*innen und Gründer*innen von deutschen News-Start-ups tragen wir zu dieser Debatte bei. Wir fragen nach (1) den zentralen Funktionen eines zukunftsfähigen Journalismus sowie nach (2) den Zukunftstrends hinsichtlich Journalismuskonzepten, Organisationsformen und Erlösmodellen aus Sicht der News-Entrepreneurs. Ausgehend von diesen Einschätzungen können vier Trends identifiziert werden: (1) Der professionelle Journalismus besinnt sich auf umfassend recherchierte, ›gute Geschichten‹. (2) Die Illusion eines objektiven Journalismus wird durch einen Journalismus mit Haltung und Persönlichkeit abgelöst. (3) Die Organisationsform des Journalismus der Zukunft heißt Kollaboration. (4) Die Finanzierung des professionellen Journalismus muss zukünftig verstärkt aus der Zivilgesellschaft kommen.
Mittel der Macht? Gandhis journalistische Ethik
Von Gerret von Nordheim / Für Gandhi war Journalismus ein unersetzbares Mittel der Macht in seinem Kampf gegen Unterdrückung. Als Verleger und Redakteur entwickelte er ethische Grundsätze, die in dieser Arbeit systematisiert dargestellt werden. Sie regen noch heute, 150 Jahre nach Gandhis Geburtstag, zur Reflexion an. Gandhis Grundsätze sind nicht die eines Journalisten, der auf einer hypothetischen Ebene die Praxis idealisiert. Und auch nicht die Prinzipien eines Theoretikers, denen unglaubwürdige Utopie anhaftet. Es sind vielmehr die Zeugnisse einer lebenslangen praktischen Auseinandersetzung mit den ethischen Problemen journalistischer Arbeit. Die unbedingte Lesernähe seiner Publikationen – in Form und Inhalt – und die strenge Vermeidung unnötiger Affizierung wirken vor dem Hintergrund einer zunehmend fragmentierten Empörungsöffentlichkeit prophetisch. Anderes mag befremden: Gandhi berichtete selten über das politische Geschehen, das Anzeigengeschäft lehnte er ab, genauso wie die Ausübung des Journalismus als Profession.
Essay
Auf dem Weg zur Fotojournalistik Plädoyer für eine angewandte Fotojournalismusforschung
Von Felix Koltermann / Obwohl fotojournalistische Bilder seit langem einen elementaren Teil publizistischer Medien darstellen, wird die Erforschung von Akteur_innen und Strukturen des Fotojournalismus in der Kommunikationswissenschaft immer noch vernachlässigt. Um dem zu begegnen, ist die Etablierung einer angewandten Fotojournalismusforschung notwendig.
Debatte
Ein kleines Wort mit großen Folgen Die Ich-Form im Journalismus: Grenzgängerei oder Transparenz-Vorbild?
Von Werner D‘Inka / Vor allem im Reportage-Journalismus dringt die lange verpönte Ich-Form vor. Als Ursachen werden der Medienwandel, ein sich veränderndes Rollenverständnis von Journalisten und die Glaubwürdigkeitserosion der etablierten Medien angeführt.
Rezensionen
Stephan Russ-Mohl: Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde. Warum die Digitalisierung unsere Demokratie gefährdet. rezensiert von Guido Keel
Mit einem breiten Lachen begrüsst Stephan Russ-Mohl den Leser auf der Umschlag-Innenseite. Das war es dann aber schon mit der Fröhlichkeit. Was er als Autor des Buches Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde auf den nächsten gut 300 Seiten beschreibt, lässt einen nicht nur alarmiert, sondern auch weitgehend hilflos zurück.
Edson C. Tandoc Jr.: Analyzing Analytics. Disrupting Journalism One Click at a Time rezensiert von Stephan Mündges
Worauf klicken Nutzer? Wie viel Zeit verbringen sie mit einem Artikel? Schauen sie ein Video bis zum Ende? Im Digitalen lässt sich die Nutzung von Inhalten genauestens messen. Als Schlagwort dafür hat sich der Begriff ›Analytics‹ etabliert. Auch Journalisten greifen auf Daten zurück, die ihnen mehr darüber erzählen, wie viele User ihre Seite ansteuern, wie häufig welcher Artikel gelesen wird oder wie intensiv Nutzer mit einem Post auf Facebook interagieren. Seit gut einem Jahrzehnt befasst sich auch die Journalismusforschung intensiv damit, wie Journalisten diese neuen Möglichkeiten nutzen und wie sie den Journalismus verändern.
Ingrid Stapf; Marlis Prinzing; Nina Köberer (Hrsg.): Aufwachsen mit Medien. Zur Ethik mediatisierter Kindheit und Jugend rezensiert von Hans-Dieter Kübler
Reflektiert und diskutiert man heutzutage, in der womöglich noch anfänglichen Phase der digitalen Entwicklung, wie Kinder und Jugendliche mit ihr, in ihr und sie selbst realisierend aufwachsen, dürften viele Dimensionen und Aspekte präsent werden – mutmaßlich auch solche, die dem vielfach beschworenen, radikalem Wandel gerecht werden. Und sicherlich sind dabei auch normative Entscheidungen zu fällen und Erziehungsfragen zu lösen, allerdings auf der Höhe der Zeit – was bei vorliegendem Reader nur selten der Fall ist.
Giovanna Dell’Orto; Irmgard Wetzstein (Hrsg.): Refugee News, Refugee Politics. Journalism, Public Opinion and Policymaking in Europe rezensiert von Gabriele Hooffacker
Dass das Thema Flucht in den Medien und das Verhältnis der europäischen Gemeinschaft zu den Geflüchteten den politischen Diskurs bis heute prägen würde, war zu Beginn des Jahres 2015 nicht abzusehen. Bis zur Silversternacht veränderten sich die gesellschaftliche Einschätzung und die Medienresonanz jedoch grundlegend. Die Begrifflichkeiten »Flüchtlingskrise« sowie das Framing von Flucht und Migration als Sicherheitsproblem der europäischen Länder legen davon Zeugnis ab. Damit ist das Thema prädestiniert für Forschungen rund um politische Ereignisse und die Dynamik von Medien und Gesellschaft.